Römischer Ehrenbogen
1986 wurde in Mainz-Kastel bei Ausschachtungsarbeiten in der Großen Kirchenstraße 5–13 das Fundament eines Ehrenbogens freigelegt. Das auf einer Kiesbank am hochwasserfreien Rheinufer errichtete Monument nahm einen recht prominenten Platz ein: unmittelbar vor dem nördlichen Seitentor (»porta principalis sinistra«) des flavischen Steinkastells errichtet, überspannte es die von Hofheim kommende und sich über die Rheinbrücke zum Legionslager auf dem Kästrich fortsetzende Straße, an der hier eine mit Meilensteinen versehene Route nach Wiesbaden abzweigte. Es ist heute in einem Museumsraum zu besichtigen. Rekonstruiert wird nach Vergleichen mit ähnlichen Monumenten aus Rom und Orange ein Ehrenbogen mit einem von zwei schmaleren und niedrigeren Durchlässen flankierten mittleren Durchgang von etwa 8 m Breite. Vom aufgehenden Mauerwerk des etwa 13 m hohen Bogens fanden sich nur wenige Reste. Zwar konnte die mehrfache erneuerte Straßendecke des mittleren Durchgangs aus kleinteiligerem Steinmaterial in Zementbettung gesichert werden, aber die gesamte Bauornamentik sowie die den Bogen schmückenden Reliefs waren in kleinste Teile zerschlagen.
Zu den wenigen erhaltenen Teilen zählt das 1,04 m hohe Fragment einer Friesplatte, die über einer Akanthusranke eine ländliche Szene zeigt. Andere Bruchstücke tragen Darstellungen von überlebensgroßen Flussgöttern oder kleineren menschlichen Figuren. Von einer bekrönenden Reiterstatue aus Bronze fand sich nur eine überlebensgroße Hand. Die Datierung des Bogens wird bis heute kontrovers diskutiert. Sicher ist das Denkmal nach den Steinmetzzeichen ›L XIII‹ von der 13 v.–43 n. sowie erneut 70/72–101 n. Chr. in Mainz stationierten 14. Legion ausgeführt worden. Er wird daher entweder als Überrest des Bogens betrachtet, der auf Senatsbeschluss für den früh verstorbenen Feldherrn Germanicus, den Sohn des Drusus, am Rheinufer (»apud ripam Rheni«) errichtet worden ist, wobei unklar bleibt, ob das Denkmal rechts oder links des Flusses stand. Ebenso gut lässt er sich aufgrund der Topografie, aber auch mit der unter den Flaviern erfolgten Besetzung des sogenannten Dekumatlandes (»decumates agri«) verbinden, zu dem die Gebiete jenseits von Rhein und Donau und damit auch die Wetterau zählten.