Christof Ruthof Schiffswerften und Maschinenfabrik
1872 gründete der Holzschiffbaumeister Christof Ruthof (1837–1920) in Kastel die gleichnamige Schiffswerft. Zunächst wurden Schiffe aus Holz gefertigt, bevor 1884 mit der Loreley II das erste stählerne Schiff vom Stapel gelassen wurde, das als Fähre zwischen St. Goar und St. Goarshausen verkehrte. Bereits 1878 musste das Unternehmen neues Gelände gegenüber der Petersaue in Betrieb nehmen. 1892 wurde in Regensburg im Zuge eines Auftrags aus Serbien eine weitere Werft gegründet, die 1916 erweitert wurde. Zur Unterscheidung dieser Standorte vom Stammsitz wurden die Bezeichnungen Donau-Werften und Rhein-Werft eingeführt.
1895 errichtete Ruthof eine Maschinenfabrik, die Dampfmaschinen zunächst für den eigenen Bedarf und später auch für den Verkauf an andere Werften produzierte. 1913 erhielten die bayerischen Werke den Auftrag zum Bau von zwei Tankschiffen für die Schifffahrtsgesellschaft Bayerischer Lloyd, die König Ludwig III und die BL II. Diese Tankschiffe für die europäische Flussschifffahrt gehörten zu den ersten dieselbetriebenen Motorschiffen überhaupt. Mit zwei 320 PS starken Motoren ausgestattet, konnten sie 628 t Rohöl transportieren.
Der Firmengründer übergab 1920 das inzwischen auf 800 Mitarbeiter angewachsene Unternehmen als neu gegründete familieneigene Kommanditgesellschaft an seinen Sohn Josef Ruthof (1864–1947). In den 1930er-Jahren folgten Großaufträge aus Rumänien, zu deren Umsetzung das Reichsfinanzministerium Exportkredite im Rahmen von über 5 Millionen RM pro Einzelantrag gewährte. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Zwangsarbeiter aus Holland, Belgien und Frankreich eingesetzt.
Trotz lukrativer Aufträge wie der Restaurierung des Schaufelraddampfers »Goethe« 1951/1952 sowie des Neubaus von Frachtschiffen musste die Christof Ruthof GmbH 1975 Konkurs anmelden. Auf dem ehemaligen Betriebsgelände in Mainz-Kastel wurden Wohnungen errichtet. Heute erinnern lediglich die Straßennamen An der Helling und Christof-Ruthof-Weg an die traditionsreiche Werft, die in über 100-jähriger Firmengeschichte über 1.500 Schiffe baute.