Auf dem 40.000 Quadratmeter großen Eckgrundstück Wiesbadener Strasse / Biebricher Strasse, wo das Wohnviertel An der Helling entstand, befand sich von 1872 bis 1975 das ehemalige Betriebsgelände der Schiffswerft und Maschinenfabrik Christof Ruthof eine der Wiegen des deutschen Flussschiffbaus. Hier wurde einst ein Stück Industriegeschichte geschrieben.

Das schon früh auf europäischer Ebene tätige Unternehmen zählte zu den Mitbegründern des Maschinenzeitalters im 19. Jahrhundert. Hier fand eine beträchtliche Zahl von Kasteler Bürgern Arbeit und Brot. Die Werft beschäftigte sich zunächst mit dem Bau von Holzschiffen, um Erfahrungen im Schiffbau zu sammeln. Der Durchbruch gelang 1884 mit dem Bau von eisernen Schiffen. Es begann die industrielle Fertigung in großem Umfang.

1892/93 wurde in Regensburg die Werft II gegründet, und 1916 die Werft III. Im Jahre 1929 wurde in Mainz bereits das 1.000 Schiff getauft, der Schnelldampfer „Mainz“, der heute als Museumsschiff am Mannheimer Neckarufer liegt. Um sich der internationalen Auftragslage zu stellen, wurde die Kasteler Werft mit drei Querhellingen ausgestattet und für die Serienfertigung kleiner Schiffe zusätzlich mit einer Längshelling.

Insgesamt wurden auf den drei Werften ca. 1.500 Schiffe und in Kastel mehr als 500 Dampfmaschinen gebaut, bis das Unternehmen im Rahmen der wirtschaftlichen Rezession 1975 Konkurs anmelden musste und den Betrieb einstellte.